Arten der Elektrotherapie

 

Nachfolgend möchten wir Ihnen die unterschiedlichen Elektrotherapien genauer vorstellen, damit Sie sich ein umfangreiches Bild der sehr erfolgreichen aber doch recht unterschiedlichen Behandlungsmethoden machen können.

 

TENS

Transkutane Elektrische Nervenstimulation ist eine nicht invasive, medikamentenfreie Methode um akute Schmerzen und prinzipiell schwer zu behandelnde Langzeit-Schmerzen zu behandeln. Es kann ebenfalls als begleitende Behandlung im Management von postoperativen traumatischen Schmerzproblemen eingesetzt werden. TENS sendet milde elektrische Impulse über Oberflächenelektroden durch die Haut um die Schmerzempfindung des Körpers zu modifizieren. TENS heilt keine problematischen pathophysiologischen Zustände; es hilft nur die Schmerzempfindung zu kontrollieren.

Es gibt Millionen von Nervenfasern im ganzen Körper und es bedarf nur einiger weniger Impulse, um chronische Schmerzen zu erzeugen. Zusätzlich zu den kleinen Fasern, die die Empfindung des Schmerzes zu fühlen erlauben, besitzt der Körper Nervenfasern mit größerem Durchmesser. Diese größeren Nervenfasern übermitteln weniger unangenehme Empfindungen, wie Berührungen und Wärme, was uns hilft, einen Eindruck von unserer Umgebung zu gewinnen. Eine Stimulation der größeren Nervenfasern mit TENS kann den Effekt haben, die Übermittlung von Schmerzen entlang der kleineren Nervenfasern zum Rückenmark zu unterbrechen (bekannt als „Gate-Control-Effekt").

 

STIM oder EMS oder NMS

Unter elektrischer Muskelstimulation (EMS), neuromuskulärer Stimulation (NMS) oder einfach nur STIM (Stimulation) versteht man die Verwendung elektrischer Stimulation von Muskelgruppen zur Kontrahierung (Zusammenziehung) und Rehabilitation.

STIM bzw. EMS oder NMS dient u.a.:

zur Vorbeugung oder Verzögerung von Muskelschwund infolge von Nichtgebrauch. Die elektrische Stimulation dient zur Kontrahierung der Muskeln, wodurch diese wieder gestärkt werden und der Entstehung von Muskelschwund infolge von Nichtgebrauch vorgebeugt wird.

zur Entspannung von Muskelkrämpfen. Muskelkrämpfe und Spasmen stellen sich häufig in Bereichen lokalisierter Schmerzen und an empfindlichen Stellen ein. Mit Hilfe der Stimulation wird der „spastische" Muskel erschlafft und ermüdet.

zur Muskelrehabilitation (Wiederherstellung). Es hat sich gezeigt, dass man mit einer kombinierten Therapie aus Übungen UND elektrischer Stimulation die erschlafften Muskeln weit besser rehabilitiert.

zum Erhalt und zur Vergrößerung des Bewegungsbereichs in Fällen, wo die Einschränkung des körperlichen Bewegungsbereichs aufgrund von Brüchen mit nachfolgender Immobilisierung (Stilllegung), durch operative Eingriffe oder durch Arthrosekopie in den Schultern, im Knie oder im Rücken entstanden ist.

zum Anregung des lokalen Blutkreislaufs. Eine rhythmische Muskelkontraktion fördert den Blutkreislauf und hilft bei lokalen Schwellungen und empfindlichen Stellen.

zur Stimulation der Wadenmuskeln unmittelbar nach Operationen, um Venenthrombosen zu vermeiden. Der Gebrauch von NMS, um den Blutkreislauf anzuregen.

 

EMG Biofeedback

Die Elektromyographie (EMG, Biofeedback) ist eine Technik, die der Aufzeichnung und Analyse der willkürlichen Muskelaktivität dient. Dabei werden Muskelaktivitäten (Muskelpotentiale) in µV gemessen, dokumentiert und analysiert. Erfolgreich etabliert hat sich diese Form der Diagnose und das daraus resultierende Training u.a. im Bereich der Inkontinenz-Therapie und bei Schlaganfallpatienten.

Bereiche in denen EMG erfolgreich eingesetzt wird, sind u.a. die medizinische Forschung, die Rehabilitation, die Ergonomie und die Sportwissenschaften.

Die wesentlichen Vorteile sind:

Anwender können Muskeln finden und aktivieren,
"Blick in den Muskel",
Erfassung der Muskelfunktionen und Muskelbeanspruchung.
Aufzeichnung von Therapie- und Trainingsprozessen,
Analyse und Optimierung von Bewegungsabläufen,
Nebenwirkungsfreie Methode.

 

ETS

Electromyography Triggered Stimulation oder auch EMG-getriggerte Stimulation oder EMG gesteuerte Stimulation ist eine Kombination aus EMG (siehe oben) und STIM (siehe oben).

Bei dieser sehr erfolgreichen Therapieform wird dem Anwender zunächst eine eigene Anspannungsleistung des Muskels abverlangt und anschließend durch eine zusätzliche Stimulation die Kontraktion des Muskels aufrechterhalten.

Dadurch können in sehr kurzer Zeit beste Ergebnisse unter anderem im Rahmen der Inkontinenztherapie und bei Schlaganfallpatienten erreicht werden.

 

IFC - Interferenzstrom

Stimulation mit Interferenzstrom unterscheidet sich von konventioneller neuromuskulärer Stimulation (NMS) und Transkutaner Elektrischer Nervenstimulation (TENS). NMS und TENS  nutzen schwache elektrische Impulse bei niedrigen Frequenzen von ca. 2 – 200 Hz  Impulse/Sekunde) und erzeugen die Stimulation direkt unter den Elektroden an der Hautoberfläche.

Bei Interferenzstrom werden zwei unterschiedliche mittelfrequente Ströme an den Körper abgegeben. Dadurch ergibt sich im Körper eine sogenannte Interferenz. Mit anderen Worten: der Strom des einen Kanals nimmt Einfluss auf den Strom des anderen Kanals. Das Ergebnis ist ein Interferenzstrom, dessen Frequenz der Differenz der Einzelstromfrequenzen entspricht. Diese Frequenzen sind wesentlich höher als die von TENS oder NMS und dringen deshalb in tiefere
Gewebeschichten vor.

Das NeuroTrac IFC Rehab z.B. nutzt eine feste Trägerfrequenz von 4000 Hz und eine weitere voreingestellte bzw. bei Benutzerprogrammen veränderbare Frequenz von 4001 bis 4150 Hz. Die Kombination beider Frequenzen ergibt also die Frequenz des Interferenzstromes.